Interview Nachhaltigkeit Tipps Wir sind Gigasport
Nachhaltigkeitsmanagerin Isabella Tatzberger im #wirsindgigasport Interview
Kleine Schritte, große Wirkung. Isabella Tatzberger ist Nachhaltigkeitsmanagerin bei Gigasport und lebt auch privat, was sie beruflich verfolgt. Im Interview verrät sie, was sie an ihrem umweltfreundlichen Leben liebt und welche Aufgaben sie als Nachhaltigkeitsmanagerin eigentlich hat.
Nachhaltigkeit – ein sehr großes Thema. Wo fangen wir am besten an?
Beim Bewusstsein dafür. (lacht) Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zu einer Veränderung. Zuerst geht es darum, ein Gespür fürs Thema zu entwickeln und zu verstehen, dass alles im Leben zusammenhängt. Es ist wichtig uns wieder mehr mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen und der Natur zu verbinden
Angenommen, das Gespür ist da: Wie könnte man im Alltag beginnen?
Die Ernährung ist ein wichtiger Punkt, wo man viel bewegen kann – ich liebe beispielsweise mein Gemüsekisterl. Ob es neue Sorten oder Rezepte sind: Es überrascht mich immer wieder auf eine genussvolle Art. Das System dahinter finde ich auch gut: Mein Gemüsekisterl kommt von einer gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft, welche man über ein Jahresabo mitfinanziert. Es werden Sorten gezüchtet, die mit den neuen klimatischen Bedingungen zurechtkommen und Bio ist das Gemüse natürlich auch. Eine tolle Sache!
Welche guten Tipps hast du noch für nachhaltigen Gaumengenuss?
Am Bauermarkt einkaufen, weil man dort frische, saisonale und regionale Produkte erhält, keine Verpackung anfällt und die Transportwege gering sind. Apropos: Im Büro haben wir Kaffeekapseln, die bio, fairtrade und manche auch kompostierbar sind. Und ja, der Kaffee schmeckt! (lacht) Obwohl ich ehrlich gestanden lieber einen Chai Latte trinke – gerne mit Hafermilch. Milchprodukte konsumiere ich nur sehr wenig, weil sie – ähnlich wie Fleisch – hohe Treibhausgasemissionen verursachen.
Da sind wir bei einem Reizthema gelandet – dem Verzicht. Muss er sein?
Nein. Voller Verzicht muss nicht, oder besser: soll gar nicht sein. Wichtig ist vor allem, bewusst zu konsumieren und dort und da kleine Schritte zu setzen. Wenn alle Menschen in verschiedenen Lebensbereichen ein bissl umdenken oder reduzieren und Qualität vor Quantität setzen, können wir insgesamt sehr viel erreichen.
Schwenk zu einer anderen Entscheidung: Autofahren – ja oder nein?
Na ja, das ist ja auch eine Frage, ob man am Land oder in der Stadt lebt. In jedem Fall sollte man seine Gewohnheiten überdenken und Alternativen bevorzugen. Ich brauche kein Auto. Weite Strecken fahre ich mit dem Zug, in der Stadt bin ich mit dem Fahrrad unterwegs. Ich mag diese einfache Art, in Bewegung zu sein. Als meine Tochter klein war, haben wir jeden Tag circa 12 km zurückgelegt. Sie hatte einen Fahrradnachläufer zum Mittreten, kam super aktiviert in der Schule an und war nie krank. Die steilen Strecken haben wir bewusst als Teamarbeit angelegt, das hat unsere Beziehung gestärkt und bereits frühmorgens den Kampfgeist geweckt. (lacht)
Inspirierend, das Tandemfahren! Noch ein Beispiel aus dem Alltag?
Ja! Mit fester Dusch- und Haarseife kann man viel Verpackung sparen. Bevor der Einwand kommt: Ja, die Seife schäumt wunderbar und das Hautgefühl ist angenehm. Bei der Haarseife musste ich einige Produkte ausprobieren, damit sich meine langen Haare nach dem Waschen gut anfühlen. Doch jetzt bin ich mit beiden Seifen sehr zufrieden. Beide kommen ohne bedenkliche Zusatzstoffe und Mikroplastik aus. Dies schützt auch unsere Gewässer.
Apropos: Was trägst du als Nachhaltigkeitsmanagerin bei Gigasport dazu bei?
Ich unterstütze unter anderem das Einkaufsteam dabei, das Sortiment nachhaltiger zu gestalten. Es gibt zwar viele tolle Produkte, gut umsehen muss man sich trotzdem. Wir wollen vor allem mit Marken zusammenarbeiten, die Nachhaltigkeit als Standard leben. Dazu mache ich auch Schulungen für unser Verkaufspersonal und liefere Hintergrundinfos zu nachhaltigen Marken, ihren Produkten, Herstellungsprozessen und Philosophien. Unsere Kundinnen und Kunden fragen viel nach – gut so!
Wie kann man bei Gigasport ein ökologisch, sozial fair oder tierfreundlich erzeugtes Produkt erkennen?
Als Konsumentin oder Konsument ist es am einfachsten, sich an Zertifizierungen und Gütesiegeln zu orientieren. Fair Wear ist beispielsweise das wichtigste Gütesiegel für faire Arbeitsbedingungen. Die Hersteller werden jährlich überprüft und die Ergebnisse sind öffentlich einsehbar. Wenn man eine Marke mit dieser Kennzeichnung kauft, trägt man zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Näher*innen bei.
Welche Gütesiegel bewirken denn sonst noch ein gutes Gewissen?
Bluesign ist die wichtigste Zertifizierung für umweltfreundlich erzeugte Produkte im Sportbereich und garantiert Herstellungsverfahren mit möglichst wenig Chemikalieneinsatz, reduzierter Umweltbelastung und sicheren Arbeitsbedingungen. Der RDS (Responsible Down Standard) zertifiziert die verantwortungsvolle Beschaffung von Dauen und Federn. Er steht unter anderem für Tierschutz, artgerechte Haltung und Rückverfolgbarkeit der Fasern. Der RWS (Responsible Wool Standard) ist der entsprechende Standard für Wolle. Viele bekannte Outdoor-Marken führen diese Zertifizierungen. Man muss sich nur dafür entscheiden.
Worauf kann man bei einer nachhaltigen Kaufentscheidung noch achten?
Bei Naturfasern sollte man Bio-Baumwolle, Hanf und Leinen bevorzugen. Auch die Cellulosefaser Tencel von Lenzing ist eine nachhaltige Alternative. Bei Synthetikfasern ist es wichtig Produkten aus Recyclingmaterial den Vorzug zu geben. Dann: Produkte mit möglichst wenig Materialzusammensetzungen kaufen, weil das Recycling einfacher funktioniert. Außerdem: Man kann Produkte und Bekleidung reparieren lassen – auch bei Gigasport: Wander- und Kletterschuhe von LOWA können z.B. neu besohlt werden, gebrauchte Outdoor-Jacken spenden wir der Caritas. Es sind viele Kleinigkeiten, die Großes bewirken können.