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Freerider Michael Schatz im #wirsindgigasport Interview

Frischer Powder als Lebenselixier: Was seine verrückteste Line war, wann er den wilden Hund in sich zähmt und welches Gelände ihm taugt? Michael Schatz – Freerider und Verkaufsberater bei Gigasport Graz – verrät es im Interview.

Warum Freeride? Wie hat das bei dir angefangen?

Ich war in meiner Jugend professioneller Skicrosser und auch bei der Jugendolympiade dabei. Das olympische Feeling hat mir getaugt, aber ein Kurs mit Toren lässt wenig Spielraum. Im Freeride kann ich meine eigenen Linien finden. Es ist die volle Freiheit und Freiheit ist mir wichtig! Außerdem bin ich ein Rebell, das passt auch gut zu dieser Sportart. (lacht)

 

Wie zeigt sich das am Hang?

Mir taugt die Unberechenbarkeit. Selbst wenn es zach ist, bin ich eher derjenige, der anfeuert und sagt: Machen wir es trotzdem! Manchmal übertreibe ich es schon, aber ich will weiterkommen!

Welche Ziele hast du als Freerider?

Bei der Freeride Worldtour dabei zu sein und professionell zu fahren! Ich bin gerade am Sprung dazu und fahre viele Qualifikationsrennen, um Punkte zu sammeln und noch besser zu werden.

 

Bist du bei einem Contest nervös?

Schon, es gibt ja Konkurrenz. (lacht) Außerdem wird man als Freerider umfassend bewertet: Man muss ein perfekter Skifahrer sein, den Körper kreativ unter Kontrolle haben, Linienwahl und weite Sprünge fließen ebenfalls in die Bewertung mit ein. Schnell sein sollte man natürlich auch!

 

Wie kann man das alles trainieren?

Stabilität im Rumpf, Lockerheit in den Füßen und ein gutes Balancegefühl sind im Freeride enorm wichtig. Das trainiere ich mit Einrad fahren, Slacklinen und Jonglieren. Klettern stärkt Hände, Füße und Rücken und hilft mir, gedanklich im Fluss zu bleiben. Yoga taugt mir auch sehr. Bevor ich mich von einem Hang abstoße, konzentriere ich mich aufs Schnaufen und blende damit Störfaktoren aus. Das intensive Atmen habe ich beim Yoga gelernt.

 

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Welches Gelände taugt dir am meisten?

Eines, wo man mit dem Schnee und der Natur gut spielen kann. Es ist zum Beispiel super, wenn es Felsen und Pillows zum Springen gibt. Das Gefälle sollte auch passen. 40/45 Grad sind akzeptabel, ab 50 Grad sollte man wissen, was man tut. Wir fahren bis zu 60 Grad Gefälle, aber das muss man sich erst mal trauen.

 

Fährst du allein?

Nein, ich bin zwar ein wilder Hund, aber allein fahren, ist zu gefährlich. Ich bin immer mit Freunden unterwegs. Wir haben dieselben Ziele, helfen uns gegenseitig und vertrauen uns zu 100 Prozent. Mit meinem Vater mache ich auch viele Touren. Am wichtigsten ist es, mit jemandem unterwegs zu sein, der das Gelände genau kennt, weil man nur dann klären kann, ob die Tour sicher ist.

 

Wann weißt du, ob du dich in einen Hang hineintraust?

Man muss sich im Vorfeld die Schneebedingungen genau anschauen und die Wettervorhersagen verfolgen – am besten über ein paar Tage: Wie sind Schnee und Temperatur? Wie schaut es mit der Feuchtigkeit aus? Ohne Vorbereitung geht gar nichts! Einfach nur sagen, ich fahr‘ da jetzt hinein, das klappt nicht. Ob man es wirklich macht, kann man aber nur kurz davor am Gipfel entscheiden.

 

Schon mal umgedreht?

Ja, sicher. Manchmal geht man mit den Skiern hinauf und wieder hinunter. Mir ist das zweimal hintereinander bei einem 6.000er passiert. Da war ich schon sehr enttäuscht. Aber Schnee und Wetter haben nicht gepasst und oben war klar, dass die Wand zu heikel ist.

 

War das Angst?

Nein, Vernunft! (lacht) Das war in Bolivien und die Bergrettung dort hat keine Hubschrauber. Wenn da was passiert, vergehen drei Tage, bis wer kommt. Das kann man vergessen. Aber natürlich habe ich auch manchmal Angst. Dann ist es wichtig, damit offen umzugehen. Angst ist ein Hinweis meiner Intuition und wird von mir auf zweierlei Art verwertet: Entweder mache ich den Hang nicht oder ich fokussiere mich noch besser.

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Was hast du am Berg fix dabei?

Die Sicherheitsausrüstung mit Klettergurt, LVS-Gerät, Lawinenschaufel und Sonde. 1-2 Liter Wasser und zum Essen ein, zwei, drei, vier Bananen, manchmal noch einen Müsliriegel oder ein Jausenbrot. Mehr brauche ich nicht.

 

Mit welchem Ski fährst du?

Ich fahre mit den Scrapper-Modellen von Scott. Der 124er gibt bei viel Schnee einen guten Auftrieb und der 115er passt super zu einem Gelände mit Sprüngen, weil er leichter ist und man weniger Rotationsmasse hat. Die 3D-Taillierung beider Modelle ist einzigartig, ich bin damit sehr zufrieden!

 

Ist das Outfit im Freeride ein Thema?

Unbedingt! Ich möchte schon das Gefühl haben, dass ich auf der Piste gut ausschaue. (lacht) Außerdem filmen wir uns beim Fahren, da sollte das Gesamtbild von Jacke, Hose und Helm im Einklang sein. Ich fahre beim Outfit auch mit Scott und finde, dass die Farben extrem gut ausschauen.

Was war eigentlich deine verrückteste Line?

Das war am Pequeño Alpamayo, einem 5.000er in Bolivien. Als wir am Gipfel angekommen sind, zog ein Gewitter mit Schneesturm, Blitzen und Nebel auf. Es wurde total finster und wir haben zu Mittag die Stirnlampe gebraucht. Das war nicht mehr super. Wir wollten so schnell wie möglich vom Berg hinunter und sind deshalb nicht gegangen, sondern gefahren. Es war wild und verrückt und mein bislang schwierigstes Unterfangen. Aber ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass es klappt!

 

Und wo bist du deine schönste Line gefahren?

Auch in Bolivien, am Chachacomani, einem 6.000er. Das Wetter war großartig und wir hatten eine 1,5 Stunden lange Abfahrt bei perfektem Firn. Das war nur Genuss und befreites Skifahren!

 

Apropos Wetter: Sonnenschein oder Schneegestöber – was ist dir lieber?

Ich bin ein Schlechtwetterfahrer, weil dann weniger Leute unterwegs sind. Außerdem macht mich Schneefall einfach glücklich, da will ich immer auf den Berg. Frischer Powder ist mein Lebenselixier!

 

Letzte Frage: Wenn du unten angekommen bist, schaust du zurück?

Ja! Und manchmal denke ich mir: Noch einmal? Wenn der Schnee lässig war und ich genug Kraft habe, gehe ich gleich ein zweites Mal hinauf!

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3 Top-Favoriten fürs Tiefschneefahren von Michael Schatz, Freerider

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