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Bergwanderer Christian Gasser im #wirsindgigasport Interview
1,5 Millionen Schritte macht Christian Gasser – Verkaufsberater bei Gigasport Innsbruck und begeisterter Bergwanderer – auf seinen Touren pro Jahr. Ein Gespräch über Kondition und Training, geniale Momente und viel Spaß.
Was zieht dich auf den Berg, Christian?
Es geht mir um Bewegung und Training, aber auch um Auszeit und Erholung. Die Ruhe am Berg und die Aussicht ins Tal – das alles taugt mir. Ich mache über 50 Touren pro Jahr, das ist eine Mischung aus kurzen, knackigen und langen, ausgedehnten Wanderungen.
Wie wählst du eine Tour aus?
Mir taugt es, wenn das Gelände abwechslungsreich ist und der Untergrund auf einer Tour möglichst oft wechselt – zum Beispiel von der Wiese über den Schotterweg zum Waldsteig und weiter ins Geröll auf den Gipfel. Das ist ein gutes Koordinationstraining fürs Skifahren im Winter.
Wo gehst du am liebsten hin?
Ins Tiroler Kaisergebirge – mein Lieblingsberg ist der Wilde Kaiser, diese Touren sind immer gewaltig. Eine weitere wunderschöne Wanderung geht von Ellmau aus auf die Wochenbrunner Alm und von dort auf die Gruttenhütte, wo man einen super Blick übers ganze Inntal hat. Danach kann man noch zum Hintersteiner See weitergehen, das ist einer der schönsten Gebirgsseen in Tirol.
Verrätst du uns noch eine Lieblingstour?
Von Ellmau geht eine sehr schöne Almwanderung auf den Hartkaiser. Von der Bergstation kann man am Ellmi’s Zauberwelt Erlebnisweg weitergehen, da wird’s richtig magisch! Ein traumhaft schöner Aussichtsberg mit Blick auf den Großglockner ist der Stubnerkogel im Gasteinertal. Das war mein erster Hausberg, ich komme von dort.
Welches Tempo schlägst du bei deinen Touren an?
Bei den ausgedehnten Wanderungen, die fünf oder sechs Stunden dauern, ein mittelschnelles Tempo. Dann brauche ich nicht stehenbleiben, wenn es steil und anstrengend wird. Die kurzen Touren mache ich im schnellen Tempo. Nach unten geht es da oft im leichten Laufschritt.
Apropos schnell: Achtest du auf deinen Puls?
Ja, ich habe meine GPS-Uhr dabei, weil mich Herzfrequenz und Kalorienverbrauch fürs Training interessieren. Ich messe auch die absolvierten Höhenmeter. Wenn ich um die 50 Touren mache, komme ich auf circa 20.000 Höhenmeter im Jahr.
Wie viele Schritte gehst du pro Tour?
Bei den kurzen Touren um die 20.000-30.000, bei den langen komme ich auf über 50.000 Schritte. Ich verbringe im Jahr durchschnittlich circa 1,5 Millionen Schritte auf Almen und Bergen.
Setzt du dir beim Bergwandern konkrete Ziele?
Nein, ich bin spontan und mache mir keinen Druck. Kondition und Training sind mir wichtig, aber ich verfolge keine konkreten Ziele, sondern höre auf meinen Körper. Das habe ich früher nicht immer gemacht, ist aber schon g’scheit.
Worum geht’s dir dann beim Bergwandern?
Der Spaß steht im Vordergrund und der beginnt schon zu Hause beim Anziehen. Ich habe eine große Begeisterung für meine Ausrüstung und erlebe hohe Emotionen beim Gehen und beim Material. Das macht mir irrsinnig viel Spaß!
Bist du ein Materialfetischist?
Kann man so sagen, ja. Wenn ich nach einer sechsstündigen Tour am Gipfel ohne Druckstellen und ohne Blasen ankomme, weil mein Schuh perfekt sitzt – das ist einfach geil. Ich habe einen Allround-Bergschuh von Lowa, der zu meinem schmalen Fuß passt. Mit dem kann ich in Österreich von West nach Ost gehen, er passt einfach überall!
Was muss dein Rucksack können?
Mir ist wichtig, dass ich von unten einen Zugriff ins Hauptfach habe, damit bei Gewitter, Regen oder Sturm meine Goretex-Jacke griffbereit ist. Seitentaschen für Getränke und eine Regenhülle sind für mich ebenfalls Standard. Wichtig ist außerdem ein atmungsaktives Rückensystem – ich trage den Rucksack am Rücken aufliegend. So geht man aufrechter und hat mehr Tragekomfort.
Welche Must-haves hast du sonst noch?
Verbandspaket, Taschenmesser und ein Sitzkissen sind immer im Rucksack. Ich nehme außerdem 2 Trinkflaschen mit, weil ich 3-5 Liter Peeroton pro Tour trinke. Ein Mikrofaserhandtuch habe ich auch meistens dabei, weil ich zum Abkühlen gern in einen Bergsee hupfe. Das ist antibakteriell und schnell wieder trocken – sehr fein!
Hast du bei deinen Touren auch Rituale?
Ja, schon. Wenn ich beim Parkplatz weggehe, mache ich immer ein Kreuzzeichen, weil ich wieder gesund nach Hause kommen will. Wenn ich von der Tour zurückkomme, atme ich dreimal kräftig durch, mache Dehnübungen und verpacke dann meine Sachen sauber im Auto. Das ist mir wichtig.
Schon mal so richtig Bammel gehabt?
Ja, einmal. Das war vor zwei Jahren in den Schladminger Tauern, wo binnen einer halben Stunde ein extremer Schneesturm aufgezogen ist. Wir haben nichts mehr gesehen und nicht gewusst, wo wir sind. Trotzdem schafften wir es irgendwie in eine Hütte. Das war eine ziemliche Zitterpartie.
Was war dein schönstes Bergerlebnis?
Das war interessanterweise auf derselben Tour. Am nächsten Morgen war der Himmel fetzblau und in einem See in der Nähe der Hütte haben sich die Berge gespiegelt. Das passiert dort nur 4-5x im Jahr – das war ein genialer Moment.
Und bei welcher Stimmung bist du am liebsten am Berg?
Bei Sonnenaufgang! Damit ich das bei längeren Touren schaffe, gehe ich um 2 oder halb 3 Uhr in der Früh mit der Stirnlampe los. Wenn dann am Berg die Sonne aufgeht, ist das für mich wie Meditation: beruhigend für die Seele und aktivierend für den Geist. Da fallen mir oft viele gute Sachen ein!
3 Gewissensfragen an Christian Gasser
Bergwanderer
- Lieber rauf oder runter?
Das hängt von der Tour ab! Grundsätzlich sind bei mir aber beide Richtungen gleichwertig.
- Flachmann, ja oder nein?
Nein, ich habe auch keine Jause dabei. Ich kehre bergab lieber in einer Hütte ein.
- Gipfelbuch, ja oder nein?
Ja, aber nur, wenn ich bei einem Berg das erste Mal oben bin.