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Ralleyfahrer Michi Röck: Bei 60 Grad im Cockpit über Schotterstraßen brettern
Es ist nicht wie einfaches Autofahren – Michael Röck gibt Ihnen einen kleinen Einblick in die Welt der Ralleyfahrer und erzählt, warum Fitnesstraining so wichtig für seine Sportart ist.
Bei 60 Grad im Cockpit über Schotterstraßen brettern
Das Rallyefahren ist, wenn man es professionell betreibt, eine sehr komplexe Sportart. Mag es für manche wie einfaches Autofahren ausschauen, so steckt schon in der Vorbereitung sehr viel Aufwand dahinter. Außerdem ist ein Rennwochenende physisch und psychisch sehr fordernd. Alles in allem ist Rallye-Fahren eine abwechslungsreiche, spannende und coole Sportart.
Der Ablauf einer Rallye ist exakt geplant
Am Donnerstag um 8 Uhr halten mein Co-Pilot und ich das Roadbook in Händen und beginnen mit der Besichtigung der meist 14 Sonderprüfungen. Jede einzelne durchfahren wir zwei Mal, und ich beschreibe meinem Beifahrer in kurzen, definierten Kommandos die einzelnen Kurven, Streckenabschnitte und die jeweiligen Besonderheiten, die er mir dann während des Rennens zeitgerecht vor jeder Kurve wiedergibt. Dabei spulen wir im Besichtigungsfahrzeug ca. 500 Kilometer ab.
Am Freitagvormittag – bei manchen Veranstaltungen auch schon am Donnerstagabend – gibt es einen sogenannten Shakedown: Dabei hat man die Möglichkeit, auf einem kurzen, gesperrten Streckenabschnitt, der drei Mal durchfahren werden darf, Reifen, Fahrwerk und andere Einstellungen zu testen. Danach geht es ins Fahrerlager, um die Daten und das Fahrverhalten zu besprechen. Bei Bedarf ändern wir die Fahrwerkseinstellung und wechseln die Reifen, und die Taktik für die nächsten Sonderprüfungen wird fixiert. Aber die kann sich, abhängig vom Wetter, jederzeit wieder ändern.
Der Startschuss für das eigentliche Rennen erfolgt meist am Freitag um 13 Uhr: Einschließlich der Nachtetappen werden an diesem Tag sechs Sonderprüfungen bewältigt. Die Fahrzeuge müssen anschließend im Parc fermé abgestellt werden – einem abgesperrten Bereich, in dem an den Autos nichts mehr verändert werden darf. Je nach Gesamtergebnis vom Freitag werden die Startnummern für den Samstag vergeben.
Der zweite Renntag beginnt recht früh: Ab 7 Uhr werden die Fahrzeuge aus dem Parc fermé abgeholt. Sie können dann in der Service-Zone für die Sonderprüfungen vorbereitet werden. Tagsüber sind nach genau geplantem Ablauf acht Sonderprüfungen zu fahren, das dauert bis ca. 19 Uhr. In der Regel können nach zwei gefahrenen Sonderprüfungen Reparaturen und Reifenwechsel in der Service-Zone durchgeführt werden. Nach der letzten Sonderprüfung müssen die Fahrzeuge wieder im Parc fermé abgestellt werden, und die Sieger können bei der anschließenden Siegerehrung aufs Treppchen steigen.
Nur wer geistig und körperlich fit ist, kann die Strapazen, die sich während dieser drei Tage ergeben, ausblenden und sich den Herausforderungen stellen. Dazu gehört, dass die Temperaturen im Fahrzeuginneren 60 bis 70 °C erreichen können, und die feuerfeste Rennbekleidung, die man anhat, trägt auch nicht zur Kühlung bei. Die Fahrbedingungen können ständig wechseln: Schotter, Regen, Nebel, Schnee, Eis sind möglich. Nur mit einem guten Management, einem guten Mechaniker und Rennteam, einem routinierten Co-Piloten und einem natürlich optimal vorbereiteten Fahrzeug und Fahrer kann man sich an der Spitze etablieren und Siege erringen.
Fitnesstraining übers ganze Jahr
Als Fahrer trainiere ich das ganze Jahr über. Je nach Jahreszeit betreibe ich unterschiedliche Sportarten, um mich in Form zu halten bzw. um mich weiterzuentwickeln. Seit ein paar Monaten besuche ich ein Fitnessstudio, um meine Muskeln gezielt aufzubauen. Hier geht es mir vorwiegend darum, meinen Nacken, meinen Rumpf und meine Arme auf die eintretenden Fliehkräfte einzustellen. Weiters stärke ich auch die Beinmuskulatur, denn im Rallyeauto gibt es keinen Bremskraftverstärker, und die Arbeit mit dem Bremspedal ist im Laufe eines Rennwochenendes körperlich sehr fordernd.
Laufen, Trampolinspringen, Bergsteigen, Tennis, Skifahren
Das Lauftraining findet das ganze Jahr über statt. Es dient der allgemeinen Fitness und ist vor allem ein gutes Ausdauertraining. Die Hitze im Auto verlangt eine gute allgemeine Kondition, um den Puls niedrig zu halten und körperlich und geistig nicht nachzulassen. Nur wer in kritischen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen trifft, bleibt auf Siegeskurs.
Im Sommer gehe ich gerne ins Freibad zum Trampolinspringen. Das dient ebenso wie Slacklinen und Klettern der Körperbeherrschung und der Konzentration. Auch gehe ich gerne in die Berge – zur Entspannung und als Ausgleich zu meinem Masterstudium „Fahrzeugtechnik“ an der FH Joanneum in Graz.
Seit Neuestem forciere ich das Tennisspielen, bei dem Koordination, Taktik und der Spaß im Vordergrund stehen. Zum Golfspielen hatte ich heuer leider noch nicht so viel Zeit. Beim Golfen geht es um Technik und Taktik, aber auch um die Fähigkeit, die Konzentration über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten zu können.
Eine meiner Lieblingssportarten ist seit jeher das Skifahren. Schon seit jungen Jahre fahre ich Skirennen. Auch hier geht es um Geschwindigkeit, die richtige Linienwahl, körperliche Fitness und Koordination – alles Dinge, die wichtig sind, um ein Rallyeauto schnell bewegen zu können. Klarerweise achte ich ebenso auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.