#sportleben Interview Run Wir sind Gigasport
Trailrunnerin Theresa Wittreich
Gigasport-Mitarbeiterin Theresa Wittreich war die schnellste Frau beim diesjährigen Veitscher Grenzstaffellauf. Warum ihr sportliche Ziele wichtig sind, wann es wehtun darf und was sie beim Training motiviert, verrät sie im #wirsindgigasport-Interview..
Wie bist du zum Trailrunning gekommen?
Ich bin zwölf Jahre lang leistungsmäßig Ski gefahren, war 150 Tage im Jahr auf den zwei Brettln und die restliche Zeit mit körperlichem Training beschäftigt. Dann haben sich die Bandscheiben gemeldet und irgendwann wurde es mir mit dem Skifahren zu viel. Ohne Sport hat mir aber neben meinem Job und Studium etwas gefehlt, deshalb hab ich mit dem Laufen begonnen.
Aber das Laufen war dir zu fad?
Na ja. (lacht) Ich hab’s nicht so mit der Ebene, deshalb habe ich bald mit Trailrunning begonnen. Im steilen Gelände finde ich es anspruchsvoller und spannender – auch weil man die Natur direkter erlebt. Außerdem ist Trailrunning ein zeiteffizienter Ausdauersport.
Was ist dir lieber: bergauf oder bergab?
Bergauf ist zwar die größere körperliche Anstrengung, aber bergab zu laufen macht mir mehr Spaß. Da muss man sich voll konzentrieren und im Kopf bei jedem Schritt bereit sein. Das gefällt mir.
Wo machst du deine Trailruns?
Ich wohne im Mürztal und wenn ich aus dem Haus gehe, brauche ich mich nur entscheiden, ob ich die linke oder rechte Bergseite nehme. Meistens bin ich auf Forst- und Wanderwegen unterwegs und im Winter laufe ich bevorzugt auf Schnee. Das ist ein gutes Gefühl!
Wie viele Kilometer absolvierst du im Training?
Meistens 17 Kilometer. Weil ich jeden Tag laufe, komme ich in der Woche auf circa 120 Kilometer. Ich hab einen hohen Verbrauch an Laufschuhen und muss mir jeden zweiten Monat ein neues Paar kaufen.
Welches Outfit trägst du beim Laufen?
Solange es warm ist, trage ich eine kurze Laufhose und ein ärmelloses Laufshirt. Wichtig ist eine Kopfbedeckung, am liebsten laufe ich mit Stirnband. Wenn es kälter wird, habe ich eine funktionale Laufjacke, die Nässe und Kälte abhält, dabei. Nicht fehlen dürfen außerdem meine Laufhandschuhe mit Reflektoren. Sie halten meine Finger warm und sorgen für Sicherheit im Dunklen.
Hast du auch Trailrunning-Must-haves?
Meine Sonnenbrille darf nie fehlen! Sie schützt meine Augen vor hoher Sonneneinstrahlung und starkem Wind. Außerdem ist sie hilfreich, um hohe körperliche Anstrengungen zu verbergen. (lacht) Meine Suunto GPS-Uhr, die mich über Höhenmeter, Geschwindigkeit und Pulsfrequenz informiert, ist ein weiteres Must-have bei jedem Trailrunning.
Läufst du morgens oder abends?
Ich stehe fürs Trailrunning gern früher auf, weil ich dann nach meinen Job mehr Zeit für meine Freunde habe. Wenn ich in der Früh auf einen Hügel laufe und dort die Sonne aufgehen sehe, ist das außerdem ein Moment, der mir viel Kraft für meinen Tag gibt.
Bist du ein Wettkampfmensch?
Ich habe sicher die Veranlagung, mich körperlich zu verausgaben. Für mich ist es ein befreiendes Gefühl, wenn ich über meine Grenzen hinausgehe und etwas schaffe, von dem ich nicht geglaubt habe, dass ich es schaffen kann. Das gibt mir viel Energie.
Wie hart darf es beim Training werden?
Ich finde schon, dass es körperlich und geistig ein bissl wehtun darf. Wenn man sich immer nur in seiner Komfortzone aufhält, wird man im Leben keine Fortschritte machen.
Du warst heuer die schnellste Frau beim Veitscher Grenzstaffellauf. Warum warst du dabei?
Nachdem ich seit einigen Jahren konsequent trainiere, wollte ich einmal bei einem Wettkampf dabei sein. Außerdem hat die Veitsch einen hohen Stellenwert in der Läuferszene, das hat mich gereizt!
War der Lauf eine Grenzerfahrung?
Absolut! Es war mein erster Wettbewerb als Trailrunnerin und insofern ein Lauf ins Blaue. Ich hab zwar täglich trainiert, wusste aber trotzdem nicht, wie mein Körper auf diese lange Distanz und Dauer reagieren wird.
Wie hast du dich auf den Lauf vorbereitet?
Indem ich mein körperliches Training auf felsigen Untergrund und ins Geröll verlegt habe. Mental war es wichtig, dass ich die 52 Kilometer in einer Excel-Tabelle in Etappen einteilte. Man darf sich eine so lange Strecke nicht als Ganzes vorstellen, sondern muss sie in kleinen Schritten denken. Als Highlight habe ich mir das Graf-Meran-Haus, das mit 1.860 Meter Seehöhe am höchsten Punkt lag, herausgenommen. Darauf hab ich mich gefreut!
Du bist stundenlang gelaufen. Wie mental stark muss man da sein?
Man muss sich gut mit sich selbst beschäftigen können. Ich hatte über den größten Teil der Strecke eine positive Einstellung, aber bei Kilometer 35 einen mentalen Einbruch. Da hab ich keine Lust mehr gehabt. Dann habe ich mich aber mit einem Kollegen zusammengeschlossen und wir machten uns bis zum Streckenende gegenseitig Mut. Irgendwie haben wir verdrängt, dass wir laufen. (lacht)
Gab es körperlich auch einen Einbruch?
Eigentlich nicht. Die Plateau-Überquerung der Veitsch war herausfordernd, weil diese circa sieben Kilometer lange Strecke stark mit Steinen durchsetzt ist und rutschig war. Da musste ich mich super konzentrieren! Auf der letzten Etappe sind die Beine halt schwerer geworden und es war koordinativ nicht mehr so einfach, ein paar gemeine Gegensteigungen gab es außerdem.
Und trotzdem hast du das Tempo erhöht?
Weil mir entgegenkommende Radfahrer gegen Ende hin sagten, dass ich die erste Frau bin. Das hab ich zwar nicht geglaubt, aber verschenken wollte ich auch nichts. Deshalb hab ich das Tempo erhöht. Gerade richtig! Denn die zweite Frau war nur wenige Minuten hinter mir!
Hattest du ein Geheimrezept für den Sieg?
Ich hab beim ganzen Lauf immer sehr auf meinen Puls geachtet und vor allem anfangs und bergab immer nur 90% gegeben, so blieben mir zum Schluss genug körperliche Reserven für den Sieg.
Was hast du nach dem Sieg als erstes gemacht?
Etwas getrunken und mich einmal hingesetzt. (lacht). Da war ich dann schon froh, dass ich nicht mehr so schnell wieder aufstehen musste und es geschafft habe!
Dein schönster Moment beim Veitscher Grenzstaffellauf?
Circa fünf Kilometer vor dem Ziel konnte ich das Publikum hören und es ging nur mehr bergab. Das war der schönste Moment, weil ich wusste, jetzt kann nicht mehr viel passieren. Schön war auch der Zusammenhalt unter den Läufern. Da gab es keine Konkurrenz, sondern viel Unterstützung. So etwas kannte ich vorher nicht, das war außergewöhnlich!
Und jetzt? Hast du schon neue Pläne?
Jetzt mache ich einmal ein paar kleinere Bewerbe als Trailrunnerin und beim nächsten Veitscher Grenzstaffellauf bin ich auch sicher wieder dabei. Ein mittelfristiges Ziel ist der Ironman, aber dafür muss ich beim Schwimmen noch mehr trainieren.
Zum Abschluss: Warum sind dir sportliche Ziele überhaupt wichtig?
Wenn man weiß, wie man im Sport seine Ziele erreichen kann, lässt sich das auf alle Lebenslagen umlegen. Regelmäßiges Training hilft außerdem dabei, einen Plan fürs Leben zu entwickeln. Ich finde, dass Sport gute Wege eröffnet, um im Leben erfolgreich zu sein.
Trailrunning Facts mit Theresa Wittreich
120 – Kilometer läuft sie wöchentlich
17 – Kilometer sind das in etwa täglich
6.240 – Kilometer sind das ungefähr in einem Jahr
6 – Paar Laufschuhe verbraucht sie dafür jährlich