#sportleben Bike Interview Wir sind Gigasport
Alois Sinzinger im #wirsindgigasport Interview
Die legendärste Etappe der Tour de France oder das berühmtestes Kopfsteinpflaster-Rennen der Welt: Alois Sinzinger – Verkaufsberater bei Gigasport Spittal – hat sie in den Beinen. Hier verrät er, wann er sich bei einem Rennen quälen muss und wie er es schafft, durchzuhalten.
Dein Sport ist Rennradfahren. Warum durch’s Leben rasen – Alois?
Die Geschwindigkeit ist schon ein Thema. Aber vor allem geht es mir ums Rennen fahren, um die Gruppe, die Gemeinsamkeit und den Kampf. Das macht mir Spaß. Bei einem Straßenrennen muss man außerdem eine Taktik verfolgen, das taugt mir ebenfalls. Und dann ist Rennradfahren noch die Königsdisziplin im Radsport, das hat natürlich auch einen Reiz. (lacht)
Du hast das Fahren in der Gruppe angesprochen: Warum taugt es dir?
Es ist interessant, die Gegner direkt neben sich zu haben, sie beobachten zu können und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir sind zwar Konkurrenten, brauchen uns aber gegenseitig. Erst gegen Ende eines Rennes versucht man, sich von der Gruppe abzusetzen und einen Vorsprung zu erarbeiten.
Wie ist es möglich, dass ihr euch in diesem Riesenfeld nicht gegenseitig niederfährt?
Das ist schwer erklärbar, jeder Fahrer findet intuitiv seinen Platz. Außerdem achten wir im Rennen aufeinander, der Vordermann zeigt beispielsweise Schlaglöcher oder Hindernisse auf der Straße an. Niemand will, dass jemand stürzt, obwohl es dann weniger Konkurrenten geben würde. Man wächst in diese sehr spezielle Dynamik hinein und irgendwann ist das schnelle Fahren in der Gruppe normal.
Apropos Geschwindigkeit: Wie schnell ist denn schnell bei euch?
Im flachen Gelände fährt man beim Training 30-35km/h, bei einem Rennen circa 40-50km/h. Die hohe Geschwindigkeit auf der Straße ist nicht ungefährlich, aber weh tun kann man sich überall. Manchmal fährt man auch eine gemütliche Runde – na ja, zugegeben, das ist selten der Fall. (lacht)
Weißt du, wie viele Radrennen du schon in den Beinen hast?
Genau nicht, aber es sind sehr viele. Ich fahre seit über 40 Jahren Rennen und war jahrelang in der Elite Klasse von Österreich unterwegs – als Amateur, ich war ja immer berufstätig. Ein Siegerfahrer bin ich zwar nicht gewesen, aber ich konnte mit den Profis nicht so schlecht mithalten.
Bist du auch schon mal aufs Stockerl gefahren?
Ja, klar! Bei Mailand-San Remo – dem mit 290km längsten klassischen Eintagesrennen – wurde ich mal Dritter. Gewonnen habe ich beispielsweise die Transalp-Tour. Da fährt man mit einem Partner von Garmisch an den Gardasee und legt 20.000 Höhenmeter und 500km zurück. Interessant!
Was magst du lieber: auf flacher Straße rasen oder den Berg raufquälen?
Rennen auf flacher Straße machen mir schon Spaß, keine Frage. Aber noch lieber fahre ich auf einen Berg hinauf, weil sich da meine Stärken zeigen: Ausdauer und Kraft in den Beinen. Außerdem habe ich ein geringes Gewicht, damit kommt man schneller bergauf.
Körperlich verausgaben oder mental ans Limit gehen – was ist die größte Herausforderung?
Beides! Radfahren ist eine der körperlich härtesten Sportarten. Aber bei einem Bergrennen muss man auch mental dazu bereit sein, voll ans Limit zu gehen und sich richtig zu quälen. Wenn’s dann vielleicht noch regnet oder kalt und windig ist, wird es beinhart. Das ist richtig schlimm!
Und wenn es dann so richtig schlimm ist: Wie schaffst du es, durchzuhalten?
Mit Ehrgeiz, man will ja den Erfolg! Wenn der Durchhänger kommt oder die Kraft zu Ende geht, macht der Wille das Rennen. In solchen Situationen fährt nur noch der Kopf. Bei einem Radmarathon ist es außerdem wichtig, zwischendurch etwas zu essen, denn wenn der Hungerast kommt, ist es vorbei. Mir helfen ein Power-Gel oder ein Sportriegel mit Kohlenhydraten.
Wie schaut’s mit Trinken aus? Was hast du dabei?
Da bin ich extrem und komme mit relativ wenig Flüssigkeit relativ weit. Aber Elektrolyte sind Pflicht, wenn man stundenlang in die Pedale tritt. Ich trinke Peeroton und komme damit gut zurecht.
Was steht auf deinem Speiseplan? Hältst du Diät?
Nein. Nachdem ich kein Profi bin, esse ich normal und erlaube mir Schweinsbraten, Wurstsemmel und Süßigkeiten. Aber nicht zu oft. Ich achte auf eine gesunde Ernährung – und fertig.
Verrätst du uns deine Geheimtipps fürs Training?
Das beste Training ist es, viel Zeit auf dem Rad zu verbringen. Basistraining wiederum schafft die Grundlage, um lange Distanzen von 6-7 Stunden durchzuhalten. Für einen starken Oberkörper gehe ich im Winter normalerweise in die Kraftkammer. In der Coronazeit ist das nicht möglich, deshalb mache ich Ski- und Bergtouren: Kraft, Ausdauer, ähnliche Bewegungen – funktioniert auch gut!
Von der wichtigsten Sache haben wir noch gar nicht geredet: Welches Rad steht in deinem Stall?
Ein Giant Propel – es hat eine aerodynamische Form und Räder aus Carbon, ist schnittig, schnell und leicht. Eine gute Sitzposition bietet es außerdem. Mein Rennrad steht aber nicht im Stall, sondern in meinem Schlafzimmer. (lacht) Ich will halt nicht, dass es wegkommt.
Total verständlich! Wie schaut es mit dem restlichen Material aus?
Der Helm ist ganz wichtig, ohne geht’s nicht! Ich habe einen von Poc für die schnellen Rennen und einen klassischen Radhelm von Giro. Einen Leistungsmesser finde ich sinnvoll. Wenn man sieht, in welcher Leistung man gerade tritt, beeinflusst es die Streckenplanung positiv.
Und die knackig engen Trikots – Aerodynamik oder Eitelkeit?
Beides! (lacht) Natürlich will man bei einem Rennen stylisch aussehen – knappsitzende Trikots und enge Hosen gehören dazu. Außerdem rasiert man sich die Beine. Angeblich wegen Aerodynamik, Massage und Verletzungen, vor allem aber entspricht es der Renn-Etikette. Ich tu’s auch.
Bleibt die Frage nach deinem Lebenstraum als Rennradfahrer?
Es ist nichts mehr offen und ich habe viel erreicht. Ich bin mit den Besten mitgekommen und schöne Strecken gefahren – wie L’Alpe d’Huez, die legendäre Pass-Etappe der Tour de France, oder den Monte Zoncolan, einen wahnsinnig steilen Berg in Italien. Beim berühmten Kopfsteinpflaster-Rennen Paris-Roubaix war ich auch dabei. Extrem und irrsinnig interessant!
Dann beende bitte noch den Satz für uns: Wenn ich von einer Tour nach Hause komme…
… gehe ich duschen! (lacht) Im Ernst: Ich schaue mir am Radcomputer gerne nochmal ein Rennen an, teile es in einer App und vergleiche, wie erfolgreich ich war. Danach genieße ich das Glücksgefühl!
Facts von Rennradfahrer Alois Sinzinger
circa 12.000 Kilometer fährt er pro Jahr
circa 140.000 Höhenmeter überwindet er dabei