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Andreas Wölfler im #wirsindgigasport Interview
Oben ist besser als unten: Andreas Wölfler – Verkaufsberater für Bergsport bei Gigasport Leoben – verbringt seine Freizeit am liebsten am Berg. Ein Gespräch über sein bevorzugtes Grundnahrungsmittel am Gipfel, das Wolken lesen, einen schlimmen Sturz und den Herrgott.
Bergsport klingt so allgemein – was machst du genau am Berg, Andreas?
Bergsteigen, Hochalpintouren, Klettersteig, Klettern und Wandern im Sommer; Skitouren gehen, Schneeschuhwandern und Eisklettern im Winter. Ich bin aktives Mitglied beim Alpenverein Trofaiach und bei der Bergrettung Vordernberg. Nichts davon habe ich angestrebt, das hat sich alles entwickelt und wahrscheinlich damit zu tun, dass ich in der Natur aufgewachsen bin.
Der Berg, das große Faszinosum – was zieht dich hinauf?
Das Freiheitsgefühl! Ich fühle mich oben einfach wohl. Schon meine Großmutter ist gerne in die Berge gegangen und hat oft gesagt, dass sie sich dort dem Herrgott näherfühlt. So halte ich es auch. (lacht) Außerdem genieße ich die Naturerlebnisse am Berg.
Geht es dir um die sportliche Leistung oder ist es vor allem mentaler Ausgleich?
Bei mir steht der Ausgleich im Vordergrund – man kann am Berg den Alltag schnell loslassen. Sportlich muss ich mir nichts mehr beweisen, ich habe meine Ziele größtenteils erreicht. Ein paar Berge sind noch offen, aber ich mache mir keinen Druck. Wenn es passieren soll, passiert es sowieso.
Apropos: Ist dir am Berg auch schon mal Schlimmes passiert?
Ja, schon. Vor ein paar Jahren bin ich am Dachstein abgestürzt: zuerst 8 Meter über den Gletscher abgerutscht, dann 5 Meter tief in eine Gletscherspalte gefallen. Ich bin zwar aus eigener Kraft herausgekommen, habe mir aber mehrere Brüche in der Wirbelsäule zugezogen.
Das klingt heftig! Kannst du dich erinnern, wieso das passiert ist?
Nein, das weiß ich bis heute nicht. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich mich am Ende des Klettersteiges von meiner Sicherung gelöst habe. Wahrscheinlich war es Unachtsamkeit für ein paar Sekunden…
Wie geht es jetzt mit dir und dem Dachstein weiter?
Na ja, ich habe mit ihm noch eine Rechnung offen. Aber heuer ist er dran, denn ich werde ihn im September als Tourenführer mit einer Gruppe bezwingen. Wobei bezwingen das falsche Wort ist. Ich war ja schon am Gipfel. Es geht mehr darum, sich mit dem Berg zu versöhnen.
War es danach klar, dass du mit dem Bergsteigen weitermachst?
Nein, das hat ein halbes Jahr gedauert. So lange habe ich meinen linken Fuß nicht gespürt, die Nerven in der Wirbelsäule waren extrem beleidigt. Danach habe ich wieder mit Klettern in der Halle begonnen. Körperlich hatte ich kein Handicap, aber mein Kopf war blockiert. Mein eiserner Wille hat mir geholfen, die Blockade zu lösen. Jetzt läuft es am Berg wieder gut.
Du hast deinen eisernen Willen angesprochen. Welchen Berg hast du dir fix vorgenommen?
Auf den Großglockner will ich schon einmal. Wobei: Große Lust habe ich nicht, weil alle raufwollen und ich mich nicht gerne um ein Gipfelerlebnis anstelle. Aber was soll man machen? Als Österreicher sollte man am höchsten Berg des Landes gewesen sein. Da muss ich durch! (lacht)
Und sonst? Gibt es einen Berg, in den du dich verschaut hast?
Ja, seit ich ein Foto von den 3 Zinnen gesehen habe, möchte ich unbedingt hinauf. Die mittlere Zinne hat es mir angetan – das war Liebe auf den ersten Blick, die hat was, einfach grenzgenial! Vielleicht passt es nächstes Jahr.
Bei allen deinen sportlichen Aktivitäten: Was ist für dich das größte Glück am Berg?
Der Gipfelsieg! Wenn ich oben bin, nehme ich zuerst einen Schnaps, dann ein Bier. Das sind meine Grundnahrungsmittel am Berg. (lacht) Danach schreibe ich mich ins Gipfelbuch ein, manchmal lese ich auch die anderen Beiträge. Die Leute schreiben liabe Sachen ein, sogar Gedichte. Das gefällt mir.
Bleibst du länger am Gipfel oder steigst du gleich wieder hinunter?
Je nachdem wie viel Zeit ich habe und wie das Wetter ist. Aber wenn irgendwie möglich, bleibe ich länger oben, genieße das Panorama, die Freiheitsgefühle und die Natur. Was Schöneres gibt es nicht!
Du hast das Wetter angesprochen – ist es der wichtigste Erfolgsfaktor am Berg?
Ja, finde ich schon. Ich schaue mir vor jeder Tour den Wetterlauf und Wolkenzug auf Satellitenbildern an. Auch beim Gehen beobachte ich die Wolken und habe gelernt, ihre Formationen zu lesen. Das Wetter nicht richtig deuten zu können, ist einer der Hauptgründe, warum Menschen am Berg in Notlage kommen.
Hast du noch einen Tipp, wie man einen Wetterumschwung voraussehen kann?
Indem man auf der Tour regelmäßig den Luftdruck auf der GPS-Uhr von Garmin kontrolliert. Wenn sich da ein unerwarteter Umschwung anzeigt, gibt es nur eine Möglichkeit: runter vom Berg!
Wo wir gerade bei der Ausrüstung sind: Auf welche Funktionskleidung schwörst du?
Meine Lieblingsmarke ist Ortovox, weil ich mit Merinowolle die besten Erfahrungen gemacht habe – das Material taugt mir voll! Außerdem trage ich helle und knallige Farben – das ist für mich ein wichtiger Sicherheitsaspekt, weil man dann vom Hubschrauber schneller gefunden wird.
Was sollte man am Berg dabeihaben, denkt aber vielleicht nicht dran?
Stirnlampe, Verbandszeug, Biwaksack und Rettungsdecke, weil sie sich vielseitig einsetzen lässt. Man kann sie als Regenjacke verwenden und aus ihr sogar eine Sonnenbrille bauen. Hab‘ ich alles schon gemacht. Not macht erfinderisch!
Last but not least: Bringst du deine Freizeiterfahrungen in dein Berufsleben bei Gigasport ein?
Klar! Meine Kunden merken, dass ich weiß, wovon ich rede und schätzen mein Fachwissen sehr. Außerdem verhalte ich mich auf den Verkaufsflächen wie am Berg und bin mit allen per du. Es hat noch keinen gestört – im Gegenteil, das Bergfeeling gefällt ihnen. (lacht)
3 Gewissensfragen an Andreas Wölfler,
Bergsportler
Lieber hinauf oder hinunter?
Hinunter ist für den Körper die größere Belastung, deshalb unbedingt lieber hinauf!
Beim Aufstieg reden oder schweigen?
Unbedingt reden, das Leben ist viel zu kurz, um zu schweigen.
Jause dabeihaben – ja oder nein?
Ich habe lieber Riegel von Peeroton dabei: weniger Gewicht, mehr Nährwert!